JAKOB VON GUNTEN
...Spektakulär zwischen ganz laut und ganz leise wird es ...im Theater im Depot, wenn das POUR Ensemble aus Wuppertal die Produktion "Jakob von Gunten" präsentiert. Erschienen 1909, hat der Tagebuch-Roman von Robert Walser jetzt die 10. Bearbeitung für die Bühne erlebt – erstmals nun interdisziplinär und inklusiv. Die Figur des Jakob von Gunten stellen alle – mixedabled – Ensemblemitglieder in identischen Kostümen dar: Wir alle sind Jakob von Gunten. Und bereiten uns konsequent-heiter auf ein Leben in dienender Position und Bedeutungslosigkeit vor. "Ich werde eine liebreizende, kugelrunde Null im späteren leben sein." Den begeisterten Ausruf "Ich entwickle mich nicht" begleitet ein kollektiv-verrücktes Schuhplatteln, der finale Satz kommt von Tim Valerian Alberti ruhig und überzeugt: "Klein sein und bleiben!" Schleudert ein professioneller Schauspieler ohne Behinderung diesen Satz ins Publikum, ist die Kritik an einer totalitären Gesellschaft
offensichtlich, die in der Masse nur Dauerhaft-Kleine hervorbringen kann. Tut dies ein Schauspieler mit Downsyndrom, taucht hinter diesem Ausruf das ganze System einer exkludierenden autoritären Gesellschaft auf, die zu ihrer Bestätigung kleine, dankbare und zufriedene Behinderte braucht...Ein in jeder Hinsicht hoch eindrücklicher Abend.
Imgard Merkt, NMZ 11/2024
POURQUOI PAS
WZ 14.03.2022
…Was einerseits zeigt, dass nicht nur der jeweilige Experte tanzen, musiziere n oder schauspielern kann und darf, sondern auch, dass die Menschen überaus vielfältig sind, jede und jeder eine Fertigkeit ins Stück einbringt, es so mit formt und mit auf[aut. Die Welt ist nicht schwarz-weiß…. Warum sollten Schauspieler nicht zur Trompete greifen, die Musikerin sich nicht im vielfältigen Ausdruck Lautes üben, der Tänzer nicht wortreich für die Bretagne schwärmen? Alle bestaunen immer wieder die individuelle Kunstfertigkeit. Und alle – auf der Bühne und im Zuschauerraum haben viel Spaß dabei …
Monika Werner-Staude
ICH BIN EIN PRINZ
Tanzweb: https://vimeo.com/294131425
Neue Zeit 04/2018
… Doch es sind vor allem die vielen kleinen, feinen und vertrackten Momente, in denen sich in diesem Stück diverse Varianten von Verrücktheiten und Normalitäten zeigen, sich verdichten oder aufeinanderprallen, sich ergänzen, verwirren, zerstreuen
und von Neuem entwickeln. Was vermeintlich verrückt und angeblich normal ist, das wird nach diesem Musik-Tanz-Theater-Stück nicht mehr eindeutig sein. Und es wird klar sein, dass es das auch vorher nicht war….
Meike Nordmeyer